Hoch oben, in einer kleinen Hütte am Rand des Zauberwaldes, lebte der alte Zauberer Malzobius. Seine Zauberkräfte waren einst legendär! Er konnte Wolken in Zuckerwatte verwandeln, Bäume tanzen lassen und sogar kleine Sterne vom Himmel holen. Doch eines Tages passierte etwas Seltsames: Malzobius wachte auf – und hatte vergessen, wie man zaubert.
Verwirrt schaute er auf seinen Zauberstab, doch egal, wie oft er ihn schwenkte, es passierte nichts. „Abrakadabra! Hokuspokus! Simsalabim!“, rief er, aber nicht einmal ein Funke blitzte auf.
Malzobius kratzte sich am Kopf. „Vielleicht habe ich einfach einen schlechten Tag“, murmelte er und zog sein Zauberbuch aus dem Regal. Aber als er die Seiten aufschlug, wirkten die Zauberformeln auf ihn wie ein großes Durcheinander von Buchstaben.
Malzobius fühlte sich plötzlich ganz klein und verloren. Er setzte sich auf die alte Holzbank vor seiner Hütte und schaute in den Zauberwald. Dort sah er das Eichhörnchen Frido, das neugierig näherkam. „Warum schaust du so traurig?“, fragte Frido und kletterte flink auf Magnolios Schulter. „Ich habe vergessen, wie man zaubert“, seufzte der Zauberer. „Ich glaube, ich bin kein richtiger Zauberer mehr.“
Frido legte den Kopf schief. „Vielleicht brauchst du einfach nur eine kleine Erinnerung! Warum gehst du nicht in den Wald und schaust, ob jemand Hilfe braucht?“
Malzobius dachte kurz nach und nickte. „Das ist eine gute Idee.“ Er nahm seinen Hut und seinen Zauberstab – auch wenn er sich nicht sicher war, ob er sie überhaupt noch brauchen würde – und machte sich auf den Weg.
Schon bald hörte er ein trauriges Schluchzen. Zwischen den Bäumen saß ein kleiner Drache, dessen Flügel in einem Busch feststeckten. „Oh je!“, rief Malzobius und lief schnell zu dem Drachen. „Was ist passiert?“
Der Drache schniefte. „Ich wollte fliegen, aber dann bin ich abgestürzt. Jetzt komme ich nicht mehr frei!“ Malzobius spürte, wie sein Herz schneller schlug. „Ich muss helfen!“
Zuerst versuchte er es mit einem einfachen Zauberspruch. Er hob den Zauberstab, schloss die Augen und murmelte: „Löse dich auf, du dorniger Strauch!“ Doch nichts geschah.
Malzobius runzelte die Stirn und versuchte es noch einmal, dieses Mal etwas lauter: „Hokuspokus, Strauch, verschwinde!“ Aber der Busch blieb, wo er war. Der kleine Drache schaute ihn skeptisch an. „Bist du sicher, dass du ein Zauberer bist?“, fragte er vorsichtig. Malzobius seufzte. „Ich war es mal…“
Er schloss die Augen, hob den Zauberstab ein drittes Mal und sagte: „Bitte, lass es funktionieren…“ Und plötzlich – pling! – löste sich der Busch, und der kleine Drache konnte seine Flügel wieder bewegen. Der Zauberer staunte. „Ich hab’s geschafft!“, rief er überrascht. Der Drache lächelte dankbar. „Danke, Zauberer Malzobius!“
Malzobius ging weiter und fühlte, wie seine Erinnerung langsam zurückkehrte. Bald kam er an einen Teich, in dem eine Schildkröte verzweifelt versuchte, ihren Hut aus dem Wasser zu fischen.
„Ich wollte ihn nur kurz bewundern, und dann ist er hineingefallen!“, jammerte sie. Malzobius lächelte. „Keine Sorge, ich helfe dir.“ Diesmal fühlte sich der Zauber schon viel leichter an. Mit einem sanften Schwung seines Zauberstabs schwebte der Hut zurück auf den Kopf der Schildkröte.
Der Zauberer lachte leise. „Vielleicht habe ich das Zaubern gar nicht vergessen“, murmelte er. „Ich musste mich nur daran erinnern, warum ich zaubere – um anderen zu helfen.“
Als er zurück zu seiner Hütte kam, fühlte er sich wieder wie der alte Malzobius. Und als er den Zauberstab schwang, sprühten plötzlich leuchtende Funken in allen Farben.
Von diesem Tag an wusste Malzobius: Ein echter Zauberer ist jemand, der mit dem Herzen zaubert – nicht nur mit dem Zauberstab. Und genau das tat er, jeden Tag aufs Neue.